Online Ausgabe August Anno 1789


Inhalt in diesem Monat:     Blut in den Straßen von Paris
Revolution in Frankreich
Pöbel mit Rechten?
Interview mit Robbespierre
Kommentar eines Zirkusdompteurs
Bericht eines deutschen Bauers, zu Besuch in Frankreich


Blut in den Straßen von Paris
Seit dem Zusammentreten der
Generalsstände in Paris am
5. Mai 1789 herrscht das totale
Chaos in den Straßen der Haupt-
stadt Frankreichs.Das schändliche
Volk, der aufgebrachte Pöbel von
Paris versucht die göttliche Macht
des Königs mit ihren satanistischen   
Machenschaften zu zerschmettern.
In diesen Tagen der dunklen
Bedrohung werden rechtschaffene,
königstreue Bürger ohne jeglichen
Prozess in den Straßen von Paris
aufgehängt und ihre geschändeten
und entstellten Körper durch den
Dreck gezogen.
Besoffene Weiber erstürmen in
ihrem Blutrausch die Gemächer des
Königs in Versailles und fordern
den Tod der Königin, während sie
auf martialische Weise die Köpfe
zweier tapfere Wachmänner als
Zeichen des Aufstands vor sich her-
tragen. Deshalb, Freunde der
Monarchie, muss etwas getan werden!
Wir fordern Rache für diese grauen-
haften und abscheulichen Bluttaten!
Tod und verderben den Revoluzzern!
Tod der Französischen Revolution!!!

Daniel Gerlach, Michael Kutz, Johannes
Kimmerle, Sebastian Schmelzle


Revolution in Frankreich
Das französische Volk herrscht jetzt
Vor einem Monat erstürmte der Pöbel von Paris die Bastille,
welche für die monarchistischeHerrschaft in Frankreich stand.
Dies löste eine Euphorie aus, wie ich sie zuvor noch nie
erlebt habe. Das Volk will die Abschaffung des Feudalsystems.
Um ihre revolutionären Forderungen durch zu stärken, bilden sie
ständige Komitees, die nun die Stadtverwaltung übernehmen.
Nochviel gravierender sind die Veränderungen für die Bauern, die
nun erstmals Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben haben. Die
Nationalversammlung stürzt das Lehnswesen mit Maßnahmen wie dem
Gesetz, dass jeder Mensch auf seinem Grund und Boden uneinge-
schränkt jagen darf oder der Aufhebung aller Schulden aus der
Leibeigenschaft. Übrige Lasten können bei den Grundbesitzern
abgeleistet werden. Wie und in welcher Form wird von der National-
versammlung festgelegt.

Pöbel mit Rechten?
3. Stand fordert Rechte in Frankreich
Frankreich Korrespondent Freiherr von Kohl
In Frankreich bahnte sich in den letzten Monaten eine Sensation an.
Nachdem der König am 5.5 1789 auf Druck des Adels die Generalstände
einberufen hatte, forderte der 3. Stand revolutionär eine Prokopf
Abstimmung, mit der Begründung, dass der 3. Stand alles sei. 6
Wochen später erklärte sich der 3. Stand zur National-versammlung.
Trotz Versammlungsverbotes des Königs trafen sie sich im Ballhaus
von Versailles zum Ballhausschwur, in dem sie sich verpflichteten
nicht eher auseinander zu gehen, bis eine Verfassung erarbeitet sei.
Daraufhin räumte der König dem 1. und 2. Stand das Recht ein
gemeinsam mit dem 3. Stand zu tagen. Durch die Erklärung zur
VerfassungsgebendenNationalversammlung gestern Abend büßte der
König von Frankreich seine absolute Macht zu Gunsten der National-
versammlung und somit der Souveränität des Volkes ein. Diese
Entwicklung verstößt gegen die gottgewollte absolutistische
Herrschaftsordnung unseres geliebten Europas. Wir, die wir noch
nicht von der revolutionären Krankheit des Pöbels befallen sind,
müssen uns deswegen mit dem ganzen Adel des alten Europas gegen
diesen Aufstand des 3. Standes verbünden und unserem Bruder, dem
König von Frankreich mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Elif Sen, Steffen Sattelmaier, Christoph Wahl, Philipp Bauknecht

Der Sansculotte Robbespierre kämpft für "égalité"
Ein Interview von der rasenden Reporterin Karla Kolumna
mit Karlheinz Kleinbauer und Maximilian Robespierre in
Deutschland

Kolumna: Herr Kleinbauer, was sagen Sie zur neuen französischen Verfassung?
Robespierre: Eine Zumutung, eine Unverschämtheit.
Kolumna: Ihr Ansehen in Ehren, Herr Robespierre, aber ich wollte zuerst Herrn
                 Kleinbauer um seine Meinung fragen. Schießen Sie los, Herr Kleinbauer!
Kleinbauer: Ja, also besser wie in Deutschland is' die Verfassung schon.
Robespierre: Nein, sie ist eine Katastrophe! Das schlimmste ist das Wahlsystem.
                 Von 25 Millionen Franzosen sind lediglich 4,3 Millionen Aktivbürger und …
Kolumna: Was ist denn ein Aktivbürger?
Robespierre: Aktivbürger sind wahlberechtigt. Aber Aktivbürger kann nur sein,
                 wer 25 Jahre alt ist, einen festen Wohnsitz hat und eine Steuer von
                 mindestens 3 Arbeitstagen entrichtet. Und Wahlmänner gibt es sogar nur
                 50 000!
Kleinbauer: Hä, was sind denn Wahlmänner?
Kolumna: Sind wir jetzt in Amerika?
Robespierre: Wahlmänner wählen die Abgeordneten und Wahlmann kann nur der sein,
                 der eine Steuer von mindestens 10 Tageslöhnen entrichtet. Diese Idioten
                 in der Nationalversammlung meinen, dass materieller Reichtum auch geistigen
                 Reichtum bedeutet. Welch ein Irrtum, schauen wir uns doch die Adeligen an!
                 Ich sage nur Schäferspiel …
Kleinbauer: Was ist denn gegen die Schäfer einzuwenden?
Robespierre: Hören Sie gut zu, Herr Karlheinz Kleinbauer, ich sage Ihnen:
                 Bedingungen an Wahl und Wählbarkeit zu knüpfen ist eine flagrante Verletzung
                 der Menschenrechte! Zum Abgeordneten kann nämlich auch nur der gewählt
                 werden, der Grundbesitz sein Eigen nennt und eine Silbermark
                 (Anm. d. Red.: = 54 Francs)
                 entrichtet.
Kolumna: Aber spornt das Zensuswahlrecht die Armen nicht auch zum Fleiß
                 an? Was meinen Sie, Herr Kleinbauer?
Robespierre: So kann man das nicht sehen. Ein Mensch ist doch keine
                 Aktiengesellschaft!
Kolumna: Ich bitte Sie, Herr Robespierre. Herr Kleinbauer, Ihre
                 Meinung ist gefragt.
Kleinbauer: Also, ich schließe mich der Meinung von Herrn Robespierre an.
Robespierre: Sehen Sie, Frau Kolumna! Das Volk verlangt nur Gerechtigkeit
                 und Ruhe; doch das Interesse der Reichen ist nur ihr eigenes Interesse und nicht
                 das des Volkes! Auf die Aristokratie der Geburt ist die Aristokratie des Geldes
                 gefolgt.
Kolumna: Herr Kleinbauer und Herr Robespierre, ich danke für das revolutionäre
                 und aufschlussreiche Gespräch.
Robespierre: Bringen Sie den Funken der wahren Revolution nach Deutschland!

Inga Rössner, Natasche Warta, Christine Vilhely, Elisabeth Hornung

Ein Zirkustigerdompteur schreibt einen Brief an Freunde in Deutschland
"... Was hat es eigentlich mit den neuerlangten Menschenrechten hier
in Frankreich auf sich? Jeder Mensch, ob Adeliger oder Bauer, hat
die selben Rechte!! Begründet werden sie so: Alle Menschen werden
frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es auch! Es wird eine
neue Ära für die Menschheit anbrechen, das persönliche Eigentum
eines jeden wird geschützt und jede Person an sich. Man darf sich
nun gegen Unterdrückung wehren und gegen willkürliches Unrecht.
Verurteilt kann nur der werden, der gegen das Gesetz verstößt. All
das hört sich an wie ein Traum; sollten die Franzosen wirklich
erreicht haben, was bis vor kurzem noch so fern nur auf einem Blatt
Papier in der Schreibstube eines Intellektuellen existierte ?Stellt
Euch vor Freunde, wenn diese Welle der Revolution zu uns nach
Deutschland schwappt! Wir, das fahrende Volk, hätten vor Gericht
endlich das gleiche Recht wie ein Bürger, wisst Ihr was das
bedeutet? Berichtet allen von dem was hier in Frankreich von sich geht !
Die Menschen sollen sich überlegen, ob man nicht dem Beispiel
Frankreichs folgen sollte !"

Gwen, Pia, Steffi, Monja

Bauernaufstände
Sohn einer reichen Bauernfamilie zu Besuch bei seinen
Verwandten in Frankreich im Sommer 1789

Was ich hier gerade erlebe ist
unglaublich. Alles ist in Aufruhr und
Unruhe. Richtige Bauernaufstände finden
statt. Gemeinsam begeben sich die
Bauern zu den Schlössern und Klöstern,
bewaffnet mit Gewehren, Spießen, Heu-
gabeln, Pickeln und anderen Waffen.
So etwas habe ich in Deutschland noch
nie erlebt und auch nie für möglich
gehalten. Diese französischen Bauern,
ohne Scham und Angst, voller Selbst-
bewusstsein, verbrennen sie die Archive,
in denen sie die Rechtsaufzeichnungen
ihrer bäuerlichen Pflichten vermuten.
Diese kollektive Mentalität gegen die
adligen und geistlichen Grundherren,
wurde von der Versorgungskrise als
Folge der schlechten Ernte von 1788
hervorgerufen und schlug in richtige
Bürgerkriege gegen die Grundherren um.
Diese allgemeine Panik ist meiner
Meinung nach auch verständlich, bei der
schlechten Lage der Bauern. Man sollte
sich mal vorstellen, dass die Zahl der
Bettler nach der schlechten Ernte er-
heblich gestiegen ist (sie machen jetzt
10 % der Landbevölkerung aus) und dies
den Übergang vom Bettler zum Straßen-
räuber stark gefördert hat. Jahrelang
wurden die Bauern unterdrückt. Sie
waren der Willkür ihrer Grundherren
schutzlos ausgeliefert, auf ihre Kosten
lebten die Reichen in Saus und Braus
und die Abgaben, Steuern und Frondienste
lasteten schwer auf den Rücken der
Bauern. Nun bietet sich endlich die
Gelegenheit sich zu wehren und die
bisherigen Verhältnisse zu ändern,
dass dies jedoch gleichin Gewaltaktionen
umschlägt, damit hatte , glaube ich,
niemand gerechnet. Viele Beamte und
Grundherren sehen sich von allen Seiten
bedroht und fürchten um ihr Leben. Oft
bleibt ihnen nur noch die Flucht übrig.
Warum gibt es bei uns in Deutschland nicht
auch solche xxxxxxxxxxx, wiesofordern wir
eigentlich nichts ? Dort lehnen sie sich
gegen die Steuern auf und beschweren sich
über die ungerechte Verteilung der Abgaben.
Bei uns ist es doch nicht anders. Ebenso
fordern sie gleiches Gesetz und Recht im
ganzen Reich, was doch bei uns auch nur
gerecht wäre. Sie plädieren für die Ab-
schaffung der Weggelder, wodurch der Handel
wesentlich erleichtert wird. Sie wollen
heilige und unverletzliche Eigentumsrechte
für ihren Besitz, so dass man nicht für
alles Abgaben leisten muss. Weil wenn man
diese nicht leisten kann, drohen doch
gleich wieder höhere Abgaben. Auch wollen
sie die Einziehung zum Wehrdienst nur in
dringendsten Fällen, weil dadurch Arbeits-
kräfte verloren gehen. Im großen und
ganzen kämpfen sie für die Freiheit der
Bauern und ihre individuelle Entfaltung,
was ich selbst für eine der wichtigsten
und nötigsten Veränderungen in einer
Gesellschaft halte. Jeder sollte gleich
sein und auch so behandelt werden.

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