Online Ausgabe August Anno 1789 Blut in den Straßen von Paris
Revolution in Frankreich Das französische Volk herrscht jetzt Vor einem Monat erstürmte der Pöbel von Paris die Bastille, welche für die monarchistischeHerrschaft in Frankreich stand. Dies löste eine Euphorie aus, wie ich sie zuvor noch nie erlebt habe. Das Volk will die Abschaffung des Feudalsystems. Um ihre revolutionären Forderungen durch zu stärken, bilden sie ständige Komitees, die nun die Stadtverwaltung übernehmen. Nochviel gravierender sind die Veränderungen für die Bauern, die nun erstmals Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben haben. Die Nationalversammlung stürzt das Lehnswesen mit Maßnahmen wie dem Gesetz, dass jeder Mensch auf seinem Grund und Boden uneinge- schränkt jagen darf oder der Aufhebung aller Schulden aus der Leibeigenschaft. Übrige Lasten können bei den Grundbesitzern abgeleistet werden. Wie und in welcher Form wird von der National- versammlung festgelegt. Pöbel mit Rechten? 3. Stand fordert Rechte in Frankreich Frankreich Korrespondent Freiherr von Kohl In Frankreich bahnte sich in den letzten Monaten eine Sensation an. Nachdem der König am 5.5 1789 auf Druck des Adels die Generalstände einberufen hatte, forderte der 3. Stand revolutionär eine Prokopf Abstimmung, mit der Begründung, dass der 3. Stand alles sei. 6 Wochen später erklärte sich der 3. Stand zur National-versammlung. Trotz Versammlungsverbotes des Königs trafen sie sich im Ballhaus von Versailles zum Ballhausschwur, in dem sie sich verpflichteten nicht eher auseinander zu gehen, bis eine Verfassung erarbeitet sei. Daraufhin räumte der König dem 1. und 2. Stand das Recht ein gemeinsam mit dem 3. Stand zu tagen. Durch die Erklärung zur VerfassungsgebendenNationalversammlung gestern Abend büßte der König von Frankreich seine absolute Macht zu Gunsten der National- versammlung und somit der Souveränität des Volkes ein. Diese Entwicklung verstößt gegen die gottgewollte absolutistische Herrschaftsordnung unseres geliebten Europas. Wir, die wir noch nicht von der revolutionären Krankheit des Pöbels befallen sind, müssen uns deswegen mit dem ganzen Adel des alten Europas gegen diesen Aufstand des 3. Standes verbünden und unserem Bruder, dem König von Frankreich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Elif Sen, Steffen Sattelmaier, Christoph Wahl, Philipp Bauknecht Der Sansculotte Robbespierre kämpft für "égalité" Ein Interview von der rasenden Reporterin Karla Kolumna mit Karlheinz Kleinbauer und Maximilian Robespierre in Deutschland Kolumna: Herr Kleinbauer, was sagen Sie zur neuen französischen Verfassung? Robespierre: Eine Zumutung, eine Unverschämtheit. Kolumna: Ihr Ansehen in Ehren, Herr Robespierre, aber ich wollte zuerst Herrn Kleinbauer um seine Meinung fragen. Schießen Sie los, Herr Kleinbauer! Kleinbauer: Ja, also besser wie in Deutschland is' die Verfassung schon. Robespierre: Nein, sie ist eine Katastrophe! Das schlimmste ist das Wahlsystem. Von 25 Millionen Franzosen sind lediglich 4,3 Millionen Aktivbürger und … Kolumna: Was ist denn ein Aktivbürger? Robespierre: Aktivbürger sind wahlberechtigt. Aber Aktivbürger kann nur sein, wer 25 Jahre alt ist, einen festen Wohnsitz hat und eine Steuer von mindestens 3 Arbeitstagen entrichtet. Und Wahlmänner gibt es sogar nur 50 000! Kleinbauer: Hä, was sind denn Wahlmänner? Kolumna: Sind wir jetzt in Amerika? Robespierre: Wahlmänner wählen die Abgeordneten und Wahlmann kann nur der sein, der eine Steuer von mindestens 10 Tageslöhnen entrichtet. Diese Idioten in der Nationalversammlung meinen, dass materieller Reichtum auch geistigen Reichtum bedeutet. Welch ein Irrtum, schauen wir uns doch die Adeligen an! Ich sage nur Schäferspiel … Kleinbauer: Was ist denn gegen die Schäfer einzuwenden? Robespierre: Hören Sie gut zu, Herr Karlheinz Kleinbauer, ich sage Ihnen: Bedingungen an Wahl und Wählbarkeit zu knüpfen ist eine flagrante Verletzung der Menschenrechte! Zum Abgeordneten kann nämlich auch nur der gewählt werden, der Grundbesitz sein Eigen nennt und eine Silbermark (Anm. d. Red.: = 54 Francs) entrichtet. Kolumna: Aber spornt das Zensuswahlrecht die Armen nicht auch zum Fleiß an? Was meinen Sie, Herr Kleinbauer? Robespierre: So kann man das nicht sehen. Ein Mensch ist doch keine Aktiengesellschaft! Kolumna: Ich bitte Sie, Herr Robespierre. Herr Kleinbauer, Ihre Meinung ist gefragt. Kleinbauer: Also, ich schließe mich der Meinung von Herrn Robespierre an. Robespierre: Sehen Sie, Frau Kolumna! Das Volk verlangt nur Gerechtigkeit und Ruhe; doch das Interesse der Reichen ist nur ihr eigenes Interesse und nicht das des Volkes! Auf die Aristokratie der Geburt ist die Aristokratie des Geldes gefolgt. Kolumna: Herr Kleinbauer und Herr Robespierre, ich danke für das revolutionäre und aufschlussreiche Gespräch. Robespierre: Bringen Sie den Funken der wahren Revolution nach Deutschland! Inga Rössner, Natasche Warta, Christine Vilhely, Elisabeth Hornung Ein Zirkustigerdompteur schreibt einen Brief an Freunde in Deutschland "... Was hat es eigentlich mit den neuerlangten Menschenrechten hier in Frankreich auf sich? Jeder Mensch, ob Adeliger oder Bauer, hat die selben Rechte!! Begründet werden sie so: Alle Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es auch! Es wird eine neue Ära für die Menschheit anbrechen, das persönliche Eigentum eines jeden wird geschützt und jede Person an sich. Man darf sich nun gegen Unterdrückung wehren und gegen willkürliches Unrecht. Verurteilt kann nur der werden, der gegen das Gesetz verstößt. All das hört sich an wie ein Traum; sollten die Franzosen wirklich erreicht haben, was bis vor kurzem noch so fern nur auf einem Blatt Papier in der Schreibstube eines Intellektuellen existierte ?Stellt Euch vor Freunde, wenn diese Welle der Revolution zu uns nach Deutschland schwappt! Wir, das fahrende Volk, hätten vor Gericht endlich das gleiche Recht wie ein Bürger, wisst Ihr was das bedeutet? Berichtet allen von dem was hier in Frankreich von sich geht ! Die Menschen sollen sich überlegen, ob man nicht dem Beispiel Frankreichs folgen sollte !" Gwen, Pia, Steffi, Monja Bauernaufstände Sohn einer reichen Bauernfamilie zu Besuch bei seinen Verwandten in Frankreich im Sommer 1789
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